Fingerzahlen

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Fingerzahlen

Im Klavierunterricht ist jedem der 5 Finger jeder Hand eine feste Zahl zugeordnet. Wir beginnen beim Daumen = 1. Finger, Zeigefinger = 2. Finger, Mittelfinger = 3. Finger, Ringfinger = 4. Finger, Kleiner Finger = 5. Finger. Gleicher Finger = gleiche Zahl.

Mit den Fingerzahlen schreiben wir den Fingersatz.

Der Begriff „Fingerzahlen“ wird neuerdings auch im Mathematikunterricht benutzt.

Fingersatz

Der Fingersatz, früher auch Applikatur genannt, wird beim Klavier durch die Zahlen der 5 Finger beider Hände angezeigt. Der Fingersatz ist eine Empfehlung, mit welchem Finger der Spieler den jeweiligen Ton spielen soll. Üblicherweise schreibt man die Zahlen für die rechte Hand ÜBER die Noten und die Zahlen für die linke Hand UNTER die Noten. Man schreibt nur dort Zahlen hin, wo sich die Handlage ändert, wo man übersetzen muss oder wo es besonders schwierig wird. Auf keinen Fall werden Fingersätze über alle Noten geschrieben, das würde das Notenlesen unmöglich machen! Viele Klavierschulen arbeiten mit vorgegebenen Fingersätzen, dies leider oft im Übermaß. Häufig sind Fingersätze in gedruckten Noten von den Herausgebern eingetragen worden, seltener sind es Fingersätze von den Komponisten selbst. Doch da die Hände aller Klavierspieler nun mal sehr verschieden sind, kann es sein, dass ein Fingersatz, der für einen Pianisten gut ist, für einen anderen überhaupt nicht gut funktioniert. Darum sollte man lernen, sich seinen eigenen sinnvollen Fingersatz zu erarbeiten.

Claude Debussy stellte 1915 im Vorwort seines letzten großen Klavierwerks, den Douze Études pour le piano eine Bemerkung voran, in der eigentlich alles gesagt ist (Auszug):

Einige Überlegungen…
Bei diesen Études fehlen die Fingersätze absichtlich. Hier eine kurze Begründung:
Ein vorgegebener Fingersatz kann sich logischerweise nicht den verschiedenen Handformen anpassen. Im modernen Klavierspiel hilft man sich gern mit übereinandergeschriebenen Alternativen, bewirkt damit aber nur Verwirrung… Die Musik wird damit zu einer merkwürdigen Unternehmung, die auf unerklärliche Weise die Zahl der Finger vermehrt…
Das Beispiel Mozarts, dieses frühreifen Tastengenies, beantwortet die Frage kaum: er konnte die Töne eines Akkordes nicht greifen und nahm deshalb die Nase zu Hilfe. Vielleicht handelt es sich hier aber auch nur um die Hirngespinste eines allzu eifrigen Jüngers.
Unsere alten Meister, ich meine gerade „unsere“ alten bewundernswerten Clavecinisten, schrieben niemals Fingersätze. Sie vertrauten zweifellos der Kompetenz ihrer Zeitgenossen. An den modernen Virtuosen zu zweifeln, wäre ungehörig.
Zum Schluß: Fehlende Fingersätze sind eine ausgezeichnete Übung. Sie unterdrücken den Widerspruchsgeist, der uns dazu verleitet, die Fingersätze des Komponisten zu umgehen, und bestätigen den immergültigen Ausspruch: „Durch sich selbst ist man immer am besten bedient.“
Suchen wir unsere eigenen Fingersätze!
C. D.

henle.de/blog/de/2012/05/14

Fingerzahlen-Codes

Was sind Fingerzahlen-Codes?

Ein „Code“ wird definiert als eine Vereinbarung über einen Satz von Zeichen oder Symbolen.

Fingerzahlen-Codes sind von den Noten losgelöste Fingersätze, die außer den Fingerzahlen noch Informationen über Tondauern, Pausen und Taktart liefern. Man kann mit ihnen einfache Lieder und Melodien oder Fingerübungen ohne Klavier lernen. Die Reduzierung auf die Finger fördert die Konzentration und schnelleres Lernen.

Tonräume

Fingerzahlen-Codes eignen sich für alle Tonräume, in denen nicht mehr als 5 Tasten nebeneinander liegen. Sind es mehr als 5 Töne, muss man auch die verschiedenen Intervalle beachten und braucht dann wieder die Noten.

Fingerbewusstsein

Durch die Konzentration auf die Finger (und die Zeit!) unabhängig vom Klavier auf dem Tastendeckel oder auf den Knien werden zusätzlich weitere Sinneswahrnehmung trainiert: die taktile Wahrnehmung der Finger – oder auch das Fingerspitzengefühl oder Fingerbewusstsein – und die motorische Bewegung der Finger. Durch häufige Wiederholungen wird die geübte Abfolge mehr oder weniger unbewusst im motorischen Gedächtnis gespeichert, was uns erlaubt, sie später schnell und fast automatisch ablaufen zu lassen.

Einige werden diesen Vorgang vielleicht schon von Fingerübungen kennen. Wendet man diese Methode auf das Lernen von einfachen Liedmelodien an, ist es dann ein „Kinderspiel“, sie in verschiedene Tonarten zu transponieren. Kontrolliert wird alles immer durch das Gehör!

Transponierbarkeit

Fingerzahlen-Codes sind beliebig in gleichartige Tonräume versetzbar. Das Versetzen (der Fachbegriff lautet „Transponieren“) befreit den Kopf von der Fixierung auf die Noten und die Tasten, man wird freier und kann die Finger spielen und die Ohren hören lassen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder diese „Zahlenlieder“ lieben, weil sie so schön leicht zu lernen sind, und weil sie damit ohne Probleme in allen ihnen bekannten Lagen/Tonarten spielen können. Sobald aber der Fünftonraum verlassen wird, müssen sie aber Noten lesen!

Informationen über Zeit

Wenn ein Fingersatz über oder unter den Noten steht, sind die Informationen über Tondauer, Pausen und Taktart IN DEN NOTEN enthalten. Man muss also immer beides gleichzeitig lesen. Da der „Fingerzahlen-Code“ von den Noten losgelöst ist, müssen diese Informationen als zusätzliche Symbole mitgeliefert werden. Denn es geht um Musik, die ja immer in der Zeit geschieht. Sobald man eine Abfolge von Klängen und/oder Bewegungen macht, bewegt man sich in der Zeit und in einem bestimmten Rhythmus, man kann es gar nicht „ohne Rhythmus“ tun. Diese Informationen gehören also unbedingt mit dazu, damit sich die Abfolge dem Gehör nicht falsch einprägt.

Wenn man die Fingerzahlen mit Rhythmusnoten kombinieren würde, so wie es zum Beispiel im 1. Heft von Ricos Klavierschule zu finden ist, wäre die Konzentration auf die Finger nicht mehr gegeben, da ja noch eine zusätzliche Noten-Ebene zu beachten ist. Jüngere Kinder (für die es ja gedacht ist) sind damit oft überfordert, sie entscheiden sich dann meistens, nur die Fingerzahlen zu lesen und beachten die Rhythmusnoten nicht.

Zeichenerklärung

R:Rechte Hand
L:Linke Hand
Zahlen von 1 bis 5die 5 Finger, 1 Zahl bedeutet eine Zählzeit (1 Schlag)
der Ton dauert 1 Schlag länger. (Beispiel: 3 = 1 Schlag, 3 – = 2 Schläge)
– –der Ton dauert 2 Schläge länger
– – –der Ton dauert 3 Schläge länger
34Zwei Zahlen eng zusammen = Achtelnoten (ti ti)
.punktierte Viertelnote (TA-i), die folgende Note ist meist eine Achtelnote (ti)
*eine Pause, dauert 1 Schlag
* *eine Pause, dauert 2 Schläge
,Taktstrich. Ohne Taktstriche wäre eine lange Zahlenfolge zu unübersichtlich. Taktstriche haben keinen Zeitwert.

Die chinesische Ziffernnotation benutzt ähnliche Symbole für die Tondauern! In der chinesischen Ziffernnotation stehen die Zahlen für die Töne der Tonleiter (7 Ziffern), hier stehen sie aber für die Finger (5 Ziffern). Das chinesische System beruht wiederum auf der Chevéschen Ziffernnotation, einer Notenschrift in Ziffern, die sich zwar in der westlichen Musik nicht durchgesetzt hat, dafür aber in Indonesien und China.

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