Aktualisierung März 2022: Um die Übersichtlichkeit der Webseite etwas zu verbessern, sind die Lieder-Downloads (einfache Fingerzahlencodes oder Noten) jetzt nur unter den Beschreibungen zu den einzelnen Liedern zu finden.

Der Anfangsunterricht auf dem Klavier beginnt in den allermeisten Fällen mit Liedern. Lieder sind etwas Bekanntes und Vertrautes, sie geben dem musikalischen Anfänger durch ihre einprägsamen Melodien, ihre klaren Formen und ihren Text einen geistig wie emotional einfachen Zugang zur Sprache der Musik. Sie sind wie Freunde, die einen auf der Reise in das neue Land der Musik begleiten.

Aber was sind eigentlich Lieder?

Der Begriff „Lied“ ist seit dem 8. Jahrhundert belegt, er entstammt dem mittelhochdeutschen „liet“, dem althochdeutschen „liod, lioth“, dem germanischen „*leuda-“ und bedeutet soviel wie „Strophe“, bezieht sich also auf den Text. Viele Lehrbücher und Internetquellen gehen von dieser Definition aus (dtkv-Atlas zur Musik, S. 125, München 1977; https://de.wikipedia.org/wiki/Lied; https://literaturhandbuch.de/fachbegriffe-lied/). Der lateinische Begriff „cantus“ dagegen bedeutet Gesang, Musik, er bezieht sich also auf die Musik und nicht auf den Text. Auch der englische Begriff „song“ meint Gesang.

Mir scheint, man könnte hier noch lange forschen, ohne herauszufinden, ob zuerst die Henne da war oder das Ei, erst der Text oder erst die Melodie? In der Praxis sind ohnehin beide Reihenfolgen üblich.

Auf MGGonline ist auch richtig zu lesen:

Der Terminus Lied entzieht sich aufgrund seiner Doppelbedeutung auf sprachlicher (bzw. literarischer) und musikalischer Ebene sowie aufgrund des historisch wechselnden Verständnisses einer exakten Festlegung. Zwar ist nach allgemeiner Einschätzung die sprachlich-musikalische Einheit für den Terminus konstitutiv, jedoch zeigt die ausgedehnte Verwendung in beiden Bereichen, daß sich die Komponenten trennen lassen, ohne daß dies notwendigerweise zur Aufhebung des Begriffssinns führt. Ein Lied kann einerseits, obwohl auf eine Vertonung abzielend, als bloßes Gedicht, andererseits eine Liedmelodie oder gar ein ausgearbeiteter Liedsatz – sei es als eigenständige Instrumentalform (Lied ohne Worte →Charakterstück), sei es als instrumentale Transkription eines originalen Liedes – ohne Textvortrag rezipiert werden.

Da ein Klavier-Anfänger normalerweise noch nicht Noten vom Blatt spielen kann, und da auch das Gehör und die Finger noch ziemlich untrainiert sind, wäre es überhaupt nicht sinnvoll, gleich die ersten Lieder nach Noten spielen zu wollen. Dadurch würde nur das völlig unmusikalische Buchstabieren einzelner Noten und das verkrampfte „Drücken“ einzelner Tasten gefördert. Der musikalische Weg geht über das Hören und Verinnerlichen: erst das Lied hören und lernen, am besten mitsingen, dann den Rhythmus klatschen, dann die Finger ohne Klavier üben und dann das inzwischen gut bekannte Lied frisch drauf los spielen, am besten in verschiedenen Lagen. Das Noten lesen wird parallel dazu gelernt.

Lieder, die für den Klavierunterricht gut geeignet sind, sind nach Tonräumen sortiert.