Bordun

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Bedeutung

Bordun (lat. burdo, franz. bourdon, ital. bordone, engl. burdon oder auch drone) heißt so viel wie Hummel oder Brummbass. Gemeint ist ein Dauerton, der immer mitklingt und sich auch nicht ändert. Meist ist der Bordunton der tiefste Ton eines Musikstücks, der dann das tonale Fundament (Grundton) für die Melodie gibt, manchmal können Borduntöne auch über der Melodie erklingen. Die Praxis der Begleitung einer Melodie durch Borduntöne war im Mittelalter üblich. Der Begriff Bordun ist seit etwa 1240 schriftlich belegt.

Hörbeispiel „So treiben wir den Winter aus“ auf einer Drehleier (wikimedia commons)

https://dewiki.de/Lexikon/Bordun

Bordun-Instrumente

Viele Instrumente aus dem Mittelalter haben einen eingebauten Bordunton, der immer mitklingt und nicht extra gespielt werden muss:

Mehrstimmige Instrumente können Borduntöne als Begleitung mitklingen lassen: Gitarre, Laute, Orgel, Akkordeon, Klavier, …

Bordun auf dem Klavier

Da im Klavier die Saiten nicht gestrichen, sondern angeschlagen werden, muss der Bordun hier immer wieder angeschlagen werden. Auf dem Klavier spielt man den Bordunton meistens mit der Quinte darüber, weil das voller klingt (Bordunquinte). Nur, wenn der Bordunton in einer sehr tiefen Lage ist, klingt er ohne Quinte besser.

Auf dem Klavier kann die Bordunquinte auch verändert werden, was auf den Borduninstrumenten ja nicht geht. Sie kann

  • einen der beiden Töne nach oben und unten schweifen lassen (Schweifender Bordun)
  • zwischen 2 Stufen immer hin und her springen (Wechselbordun)
  • mitten im Stück in andere Lagen wandern (Wanderbordun)
  • mit einem knackigen Rhythmus wie eine Trommelbegleitung klingen (Rhythmischer Bordun)

Lieder, die man mit Bordun begleiten kann

Vor allem pentatonische Lieder und Lieder mit sich ständig wiederholenden Melodiefloskeln rufen nach einer Bordunbegleitung. Selbstverständlich kann man alle Lieder auch ganz anders begleiten. Es wäre aber schade und äußerst einseitig, wenn man sich bei dem vorhandenen überaus großen Reichtum an harmonischen Möglichkeiten immer nur auf die 08/15-Stufenbegleitung der „berühmten“ 3 Akkorde auf der I., IV. und V. Stufe beschränken würde. So manches Kinderlied bekommt durch eine Bordunbegleitung eine interessante Spannung, die das harmonische Streben der Melodie erst richtig hörbar macht.

  1. die meisten pentatonischen Lieder
  2. Lieder mit sich ständig wiederholenden Melodiefloskeln
  3. viele Lieder im Fünftonraum Moll
  4. viele Kanons und Schlaflieder (aber nicht alle)

Pentatonische Lieder (Auswahl)

  • Backe, backe Kuchen / Liebe, liebe Sonne / Ringel, Ringel, Reihe
  • Laterne, Laterne
  • Mary hat ein kleines Lamm
  • Vögel, die nicht singen
  • Old Mac Donald
  • Hot cross buns
  • Fais dodo
  • Leylek, leylek, lekirdek
  • Komsu köyenden gectim
  • Elefant, -fant, -fant

Lieder im Fünftonraum Dur (Auswahl)

  • Brunnenlied
  • Tanzlied
  • Drescherlied
  • Der Maien ist kommen
  • Was soll das bedeuten
  • Schlaf, Kindchen, schlaf
  • Auf dem grünen Rasen
  • A, a, a, der Winter, der ist da
  • Der Mond, der scheint
  • Unsre Katz hat Katzerl g’habt
  • Winter ade
  • Hänsel und Gretel
  • Summ, summ, summ
  • Hänschen klein
  • Zieh, Schimmel, zieh!

Lieder im Fünftonraum Moll (Auswahl)

Lieder mit wechselnden Fünftonräumen

Lieder im Sechstonraum (Auswahl)

  • Alle meine Entchen
  • Ah, vous dirai-je, Maman
  • Die alte Wachtel
  • London bridge is falling down
  • Kumbayah, my Lord
  • Nun wollen wir singen das Abendlied
  • Weißt du, wieviel Sternlein stehen
  • Samiotissa

Bei Liedern im Sechstonraum klingt ein Schweifender Bordun besser.

Klavierstücke mit Bordun (Auswahl)

Während es sich bei Klavierstücken mit einer Liedmelodie oder bei einfachen Tanzstücken meist um einen einfachen oder schweifenden Bordun handelt, sind Bordunformen bei anspruchsvolleren Kompositionen wie solchen von J. S. Bach, Beethoven oder Schostakowitsch weniger eindeutig zu erkennen, dort treten eher Orgelpunkt- oder Ostinato-Formen auf.

  • „Russisches Lied“ von Jelena Gnessina
  • Wiegenlied von Isidore Philipp
  • Tanz der kleinen Hasen von Alexander Goedicke
  • Ein Hirte spielt von Tatjana Salutrinskaya
  • Rigaudon F-Dur von Alexander Goedicke
  • Chinesisches Liedchen von Michail Rauchwerger
  • Bauerntanz von Béla Bartók (und viele Stücke aus „Bartók für Kinder“)
  • Tanzstück von Carl Orff (und viele andere von Carl Orff)
  • Barocke Musette-Stücke
  • Klavierstücke mit Trommelbässen (wie im „Notenbuch für Wolfgang“)
  • Clowns von Dmitrij Kabalewski (op. 39, Nr. 20)
  • Halling von Edvard Grieg (Lyrische Stücke op. 47, Nr. 4)
  • Türkischer Marsch von Ludwig van Beethoven
  • Kleines Präludium C-Dur von J. S. Bach, BWV 939
  • Leierkasten von Dmitrij Schostakowitsch (Tanz der Puppen, Nr. 6)

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