Dur und Moll

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Kannst du es hören?

Kannst du hören, ob es Dur oder Moll ist? Klingt die Musik fröhlich oder traurig, verträumt oder wild?

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Wie entstand Dur und Moll?

Bis zum 18. Jahrhundert nannte man die Tongeschlechter noch Modus major und Modus minor. Diese Bezeichnungen sind in vielen Sprachen noch erhalten geblieben (französisch mode majeur, englisch major, italienisch modo maggiore, spanisch modo mayor), nur im Deutschen nicht.

Die Begriffe Dur und Moll stammen aus der mittelalterlichen Hexachord-Lehre, in der jeweils 6 Töne für eine Melodie benutzt wurden.

  • Hexachordum durum: G A H c d e
  • Hexachordum molle: F G A B c d

Im Hexachordum durum wurde das höhere B durum verwendet und im Hexachordum molle das tiefere B molle. Das war der einzige Unterschied. In den Noten musste jedes Mal angezeigt werden, ob das höhere oder das tiefere B gemeint war.

B durum wurde quadratisch (eckig, hart) geschrieben.

B molle wurde rund (weich) geschrieben.

Als im 17. Jahrhundert die „modernen“ Tonarten aufkamen, fing man nicht mehr bei A, sondern bei G an. Die heute so beliebte Tonleiter, die bei C anfängt, kam erst später. Alle Tonarten mit der großen Terz über dem Grundton (major) wurden in Deutschland Dur genannt und alle Tonarten mit der kleinen Terz (minor) wurden Moll genannt. Aus dem B durum wurde unser H und aus dem B molle unser B.

Das erklärt die etwas seltsame Reihenfolge in der Anordnung unserer Tonleiter:

Dur und Moll in anderen Sprachen

In anderen Sprachen sind die alten Bezeichnung größtenteils erhalten geblieben. Im englischen gibt es nur B und kein H. Die englischen Kinder lernen die Tonleiter so: A B C D E F G. Das erniedrigte B heißt dort b flat. Die romanischen und russischen Sprachen verwenden die Solfege-Bezeichnungen do re mi fa sol la si und hängen ein Wort hinten dran, um die Erhöhung oder Erniedrigung anzuzeigen.

B durumB molleTongeschlechtTongeschlecht
deutschhbDurMoll
englischbb flatmajorminor
spanischsi si bemolmayormenor
französischsisi bémolmajeurmineur
italienischsisi bemollemaggioreminore
russischсиси бемольмажорминор

Die große und die kleine Terz

Die große oder kleine Terz über dem Grundton entscheidet also darüber, ob die Tonart Dur oder Moll ist. Von G aus ist das H eine große Terz (major) und das B eine kleine Terz (minor), das ist jetzt soweit klar.

Aber wie findet man die großen und kleinen Terzen in anderen Tonarten?

Mir fallen 4 Möglichkeiten ein:

  1. Visuell: Tasten abzählen
  2. Auditiv: hören
  3. Kognitiv: Auswendig lernen
  4. Taktil: Tonleitern in den Fingern haben

Zu 1.) Visuell: Tasten abzählen: Zwischen einer großen Terz sind 3 Tasten, zwischen einer kleinen Terz sind nur 2 Tasten. Es werden die schwarzen und weißen Tasten gezählt.

Zu 2.) Hören: Die große Terz klingt heller, strahlender. Man kann mit ihr aufwärts „Hopp, hopp, hopp“ singen. Die kleine Terz klingt wie ein Kuckuck und eigentlich viel schöner als die große. Man kann mit ihr abwärts „Hänschen klein“ singen.

Zu 3.) Kognitiv: Auswendig lernen: Lerne die ersten 3 Tonnamen aller Tonleitern auswendig: G A H (Dur) und G A B (Moll), oder C D E (Dur) und C D Es (Moll) und so weiter. Aber ist das nicht ganz schön umständlich?

Zu 4.) Taktil: Tonleitern in den Fingern haben. Das hat man ja erst nach vielen Jahren, wenn man alles auch mit geschlossenen Augen spielen, fühlen und hören kann. Aber vielleicht gibt es ja begabte „Fingerlerner“, die sich schon früh merken können, wie sich die Tasten anfühlen.

Für Anfänger kann ich eigentlich nur die 1. und die 2. Methode empfehlen, und zwar beide, nicht entweder – oder. Beim Abzählen der Tasten muss man sie auch spielen, um die Töne zu hören. Beim Hören schaut man auch auf die Tasten und spielt sie, um das Gehör mit dem Finden der Tasten zu verbinden. Und um das Denken nicht zu vernachlässigen, spricht man beim Spielen auch die Tonnamen. Und das Fingergefühl trainiert man, wenn man beim Spielen die Augen schließt.

Denn natürlich müssen immer alle Bereiche zusammenarbeiten. Es nützt einem Musiker gar nichts, die Tonleitern in den Fingern zu haben, wenn er den Unterschied zwischen Dur und Moll nicht hören kann.

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