Improvisation (lateinisch im = un-, nicht, pro = vor, visus = gesehen) bedeutet unvorhergesehenes Tun. In der Musik könnte Improvisation also Spielen ohne schriftliche Vorlage bedeuten, im Gegensatz zum Spielen nach vorgegebenen Noten. Das stimmt allerdings so nicht ganz, denn in vielen musikalischen Bereichen gibt es Improvisationen nach Vorlage, zum Beispiel wenn beim Musizieren eine Hauptmelodie spontan frei umspielt und verändert wird. Improvisationen hat es zu allen Zeiten gegeben und wird es auch zu allen Zeiten geben. Bis man allmählich dazu überging, genau nach gedruckten Noten zu spielen, und sich keine “Freiheiten” mehr zu erlauben, gehörte das Improvisieren, das “Ex-tempore-Spielen”, das “Fantasieren” zur Ausbildung eines jeden guten Musikers. Große Komponisten wie J. S. Bach, W. A. Mozart, Beethoven, Chopin waren herausragende Meister in der Kunst der Improvisation. Oft entstand dann aus einer freien Improvisation schließlich eine festgelegte Komposition (“Das musikalische Opfer” von J. S. Bach, die “Sonata quasi una Fantasia” von Beethoven, auch bekannt als “Mondscheinsonate”). Und schließlich ist Jazz oder Blues ohne Improvisation gar nicht denkbar. Auch in traditioneller Folkmusik, in der World Music und im Hip Hop wird improvisiert (in den Battles).

In der klassischen Musikausbildung dagegen war dieser Bereich lange in Vergessenheit geraten. Neuere Strömungen der Musikpädagogik haben die Improvisation inzwischen wieder zum Leben erweckt (in Musiktherapie, Elementarer Musikpädagogik, Schulmusik, Spielgruppen, Trommelgruppen, u.s.w.), und auch in der Klavierausbildung ist diese Praxis immer häufiger zu finden.