Nach dem Vorbild des Chorgesangs werden auch die Melodien einzelner Instrumente im Orchester und bei mehrstimmigen Instrumenten „Stimme“ genannt.
Unisono
Beide Stimmen spielen dieselbe Melodie, meist im Abstand von 1 oder 2 Oktaven.
Parallelbewegung
Beide Stimmen bewegen sich genau gleich, beginnen aber auf verschiedenen Tönen. Sie laufen meist im Abstand von Sechsten, Terzen oder Dezimen.
Gegenbewegung
Beide Stimme bewegen sich gespiegelt in die entgegengesetzte Richtung. Gegenbewegung kommt meist nur bei ganz einfachen Melodien vor, die schrittweise auf und ab laufen.
Kanon
Beide Stimmen spielen genau dieselbe Melodie, setzen aber nacheinander ein. Kanon funktioniert nur bei bestimmten Liedern wie zum Beispiel
- Bruder Jakob
- Drescherlied
- Brunnenlied
- Tanzlied
- A, a, a, der Winter der ist da
- Zieh, Schimmel, zieh
- Hejo, spann den Wagen an
- Kookaburra
Wenn nicht das ganze Lied als Kanon gespielt werden kann, kann man bei vielen Liedern aber eine zweite Stimme wie einen Kanon beginnen lassen. Dann ist es eine Imitation.
Bordunbegleitung
Die Bordunbegleitung besteht aus einer Quinte auf dem Grundton der Tonart. Sie beliebt im ganzen Stück gleich, ähnlich wie die Borduntöne bei einem Dudelsack oder einer Drehleier, die auch die ganze Zeit mitklingen. Deshalb nennt man diese immer gleiche Quinte auch Bordunquinte. Weil die Klaviertöne nicht so lange klingen, muss man sie immer wieder anschlagen.
Die Bordunquinte kann als Doppelgriff mit lange gehaltenen Tönen gespielt werden, oder die beiden Töne werden abwechselnd gespielt, oder sie können rhythmisch gestaltet werden.
I-V-Begleitung
Die einfachste Art, verschieden lange Töne gleichzeitig zu spielen, ist die I-V-Begleitung: eine Hand spielt Ganze Noten oder Dreiviertelnoten, die andere spielt Viertelnoten. Die langen Noten bestehen aus dem Grundton (I) und der Quinte (V). Es sind die gleichen Töne wie in der Bordunbegleitung, aber jetzt einzeln.
Schweifender Bordun
Beim Schweifenden Bordun wandert einer der beiden Borduntöne immer hin und her, meist ist es der obere Ton, die Quinte geht zur Sechste und zurück. Das passt zum Beispiel sehr gut zu alten Dreherliedern, aber auch zu Boogie Woogie.
Ostinato
„ostinat“ bedeutet so viel wie „hartnäckig, beharrend“. Ein kurzes melodisches Motiv, das immer wiederholt wird, dient als Begleitung. Je einfacher es ist, desto besser passt es im ganzen Stück. In diesem Beispiel kommen als zusätzliche Schwierigkeiten gegensätzliche Anschlagsarten dazu: legato gegen staccato.
Freie zweite Stimme
Beide Stimmen sind selbständig und laufen „frei nebeneinander“, obwohl sie natürlich harmonisch aufeinander bezogen sein müssen, wenn es „gut“ klingen soll. Die Komposition einer zweiten Stimme sollte sich nach den Regeln der Kunst des Kontrapunkts richten.
Gute Beispiele für alle Formen von Zweistimmigkeit findest du in Béla Bartóks „Mikrokosmos“